Hinweise auf wichtige Ereignisse im Erlanger Vereinsleben
MBZ ist Abkürzung für Münchner Bienen-Zeitung, umbenannt 1919 in: Bayerische Bienenzeitung (BB) und
1924 - 1943 in: Die Bayerische Biene (BB). Jb. = Jahresberichte des Kreisbienenzüchterverbandes
Mittelfranken im Stadtarchiv Erlangen.
1893/1894 hatte die "vereinseigene Honigverkaufstelle schon einen erfreulichen Aufschwung
genommen" (Jb. 7). 1899: sie erfreut sich regen Zuspruchs. 1894: Johann Witzgall, 1848 - 1932, ein
um Bienenkunde, Bienenhaltung und Bienenschriftum (Handbuch, Lehrbuch, Bienen-Kalender, viele Aufsätze)
auch das imkerliche Vereins- und Verbandsieben äußerst verdienter Schulmann, war nach Rothenburg,
Altdorf (1885) zwischen 1. Mai 1890 und 30.10.1894 Kantor und Lehrer im benachbarten Uttenreuth,
dann in Pfaffenhofen, zuletzt in Kleinheubach. Der MBZ 1895, S. 24, verdanken wir den Wortlaut eines
"prachtvoll künstlerisch ausgestatteten Ehrendiplom: Der Zeidlerverein Erlangen ernennt durch
einstimmigen Beschluß vom 21. Oktober 1894 Herrn Kantor Witzgall in Uttenreuth, den Gefühlen der
Dankbarkeit und Verehrung Ausdruck gebend, von welchen die Mitglieder in Anerkennung der
unvergeßlichen Verdienste, welche Herr Witzgall um die Bienenzucht überhaupt, wie um den Verein
Erlangen sich erworben hat, erfüllt sind, zu seinem Ehrenmitgliede, worüber dem allverehrten
Bienenmeister gegenwärtiges Diplom zugestellt wird. Erlangen, den 10. Dezember 1894: Die
Vorstandschaft: Walz, 1. Vorstand; Sajferth, 2. Vorstand; Hübner, Kassier; Holzinger, Sekretär."
Über die Hauptversammlung vom 13.02.1898 veröffentlicht die MBZ (S. 93) einen ausführlichen Bericht
auch über Trachtverhältnisse und Ernteergebnisse, 214 Mitglieder.
1899 erhielt jedes Mitglied kostenlos ein Stück "Grundzüge der Bienenzucht" des
"Tutzinger Bienenvaters" Johann Georg Behringer (1829 - 1919), Vorstand und Wanderlehrer
des bayerischen Landesvereins (Jb. 20).
1900 bei der Einführung des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches hält Leonhard Geuder viele Vorträge über
das "Neue Bienenrecht im BGB" in ganz Mittelfranken, er macht sich auch verdient um die
Organisation der von Prof. Dr. Albert Fleischmann abgehaltenen Lehrkurse für Bienenzucht im Rahmen des
Zoolog. Instituts (1894, 1896, 1900, 1903 und , 1906 MBZ S. 355-58).
Gratisverlosungen unter den Mitgliedern von bienenwirtschaftlichen Geräten und 1902 z.B. 136 Pfund
Honig (Jb. 23) bürgern sich ein. 1902 wird nach BGB § 833 eine Haftpflichtversicherung für
Bienenvölker, mit einer Prämie von 4 Pfennig je Volk, eingeführt.
Der Erlanger Lehrer Kunder und der Eltersdorfer Kantor Menhorn referieren über Fortschritte in der
Bienenhaltung: Der Gerstungsstock ein Volksstock (Jb. 1898, 9), bzw. die Preuß'sche
Bienenzuchtsbetnebs-Methode (Jb. 1901, S. 7). Man war also allen neuen Erkenntnissen aufgeschlossen.
Am 29. März 1908 wurde die "Königliche Anstalt für Bienenzucht" eröffnet, heute Bayerische
Landesanstalt für Bienenzucht genannt. Ihre Wissenschaftler und Imkerpraktiker haben in den
vergangenen 80 Jahren durch viele Vorträge, Führungen, Standbesichtigungen usw. das hiesige
Vereinsleben im hohen Maße gefördert. Daher wurden am 19. 12. 1909 Prof. Dr. Albert Fleischmann,
Prof. Dr. Enoch Zander und der Landeskonsulent für Bienenzucht Karl Hofmann zu Ehrenmitgliedern des
Erlanger Zeidlervereins ernannt und am 4. 12. 1932 die Landesanstalt selbst (Frank. Nachrichten 1909
Nr. 299, MBZ 1933, S. 21).
23.10.1910 richtete der Zeidlerverein in Erlangen die Herbstgauversammlung des Mittelfränkischen
Verbandes aus. Es sprach dabei auch der Uttenreuther Kantor Probst über "Die Durstnot der
Bienen, ihre Verhütung und Bekämpfung" (MBZ, S. 220).
Der Direktor der Landesanstalt, damals noch deren "Wissenschaftlicher Leiter (1907 -26), Dr.
Enoch Zander, konstruierte 1911/1912 zusammen mit dem praktischen Imker Johann Merz die
"Zander-Standbeute" und später auch die "Zander-Einzelbeute". Als Geburtsurkunde"
dieser Einraum-Bienenwohnung mit Wabenschrank dient eine entsprechende Niederschrift mit Skizze an
Johann Merz vom 21.10.1911, in meinem Besitz. Im August 1912 stellte Johann Merz die von ihm gebaute
Zanderbeute auf der 57. Wanderversammlung Deutscher, Österreichischer und Ungarischer Bienenwirte
in Bodenbach an der Elbe zum ersten Male aus und erhielt dafür eine bronzene Medaille (MBZ, S. 210).
Vom 25jährigen Stiftungsfest 1913 besitzt das Stadtarchiv noch das Programm (XXXII. Nr. 43. T. 1.).
"Die schon bei der Gründung beteiligten Mitglieder: Landtagsabgeordneter Friedrich Beckh =
Rathsberg, Gutsbesitzer Franz Beckh = Rathsberg, Präparator Theodor Hirtz, Schreinermeister Georg
Hofmann, Privatier Franz Nibler, Johann Sejferth, sowie der langjährige verdiente Zeidlermeister des
Vereins Christoph Herzog, Schuhmachermeister und Tanzlehrer, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt"
(MBZ, S. 165).
Herzog, geb. 26.09.1855, war 1915 als "Kriegsfreiwilliger" in Galizien. Seinen Bildbericht
über dortige Bienenkörbe aus Weiden- und Haselnußruten enthält die MBZ 1915, S, 242.
Johann Michael Lotter, 1837 - 1909, war zuerst Lehrer in Ziegelstein, dann Waisenhausvater in
Nürnberg, 1861 Mitbegründer des dortigen Zeidlervereins. Sein "Katechismus der Bienenzucht"
erlebte zwischen 1864 und 1903 sechs Auflagen. Im Mai 1914 (23. - 26.) arbeiteten die Mitglieder
wieder selbstlos zur Vorbereitung der Ausstellung und beiden Tagungen der 48. Wanderversammlung
Bayerischer Landwirte zusammen mit der Kreiswanderversammlung des Kreisbienenzüchter-Verbandes
Mittelfranken e. V (MBZ).
Von 1914 bis 1918 fehlen aus Erlangen Berichte im Jb. Mfr., "da Vorstand und Schriftführer im
Felde stehen" [während des Krieges 1914/18].
Über die erste Versammlung nach dem Kriege am 02. Februar 1919 enthält die MBZ (S. 68) einen kurzen
Bericht. Dr. Lautner sprach über die Zukunft der Bienenzucht.
Auf der Wanderversammlung am 19. Juli 1919 in Hetzles "zeigte der neugewählte 1. Vorsitzende
Prof. Dr. Enoch Zander in einem ausgezeichnetem Vortrag Wege zur fast mühelosen Königinnenzucht auch
für den Kleinimker, die nächste Versammlung findet in Eitersdorf statt" (MBZ, S. 134).
Am 07.12.1919 wurde der Magistratsregistrator Karl Zinner (1867 - 1939) Ehrenmitglied, da er während
des Krieges die Vereinsgeschäfte gut geführt hatte.
Zwischen 20.02.1921 und 07.10.1933 hieß unser Verein: Bezirks-Zeidler-Verein Erlangen. Das Thema des
Vertrags von Professor Dr. Zander am 08. 01. 1923 (BB, S. 73) "Bienenzucht und Zuckernot"
erinnert an die Hauptsorgen der Imker in der Nachkriegszeit der 1920er Jahre. 1924 (BB, S. 93)
erhielt Landesökonomierat Alfred Heckelmann (1857 -194J1), Vorstand des Landesvereins, die
Ehrenmitgliedschaft des ZV Erlangen. Die Urkünde über eine andere Ehrung Heckelmanns als
Ehrenvorsitzender des Verbandes Mittelfranken wird in BB., S. 198, gepriesen als ein "Meisterwerk
Erlanger Buchbinderarbeit; ein Erlanger Imkerkollege hat das Leitbild, einen Reichswaldzeidler, mit
dem mittelfränkischen Wappen, gemalt und den Schriftsatz verfertigt". Nach einem Vortrag am
07.02.1925 (BB. S. 87) des Herrn Regierungschemikers Dr. Hartmann über Honig und Honigverfälschung
und die zunehmende Zeitungswerbung für Auslandshonig wurde auch der hiesige Verein aktiv, in der
Tagespresse, durch Eingaben, in den - noch heute zeitgemäßen Forderungen - nach genauer
Herkunftsangabe, Schutz des Wortes Honig, Verbot des Namens "Kunsthonig", Aufklärung über
die Unterschiede in der Behandlung und Transport von heimischen und fremdländischen Honig
(BB. 1925, S. 87).
Am 26. Januar 1930 (BB, S. 68) stellte Dr. Lautner fest, daß alle Imker im Verein, bis auf drei, die
"Bayerische Biene" lesen. Der Verein ist nach außen hin aufgetreten durch eine
Honigausstellung mit Verkauf bei der Herbstschau des hiesigen Gartenbauvereins, wobei die Besucher,
vor allem aber die Schuljugend, auf den heimischen Honig aufmerksam gemacht wurden. Für den deutschen
Honig wurde ferner durch regelmäßige Anzeigen und Hinweise in den Tageszeitungen geworben.
Auf der Jahreshauptversammlung am 12. Dezember 1930 "wurde ein der Zeitnot Rechnung tragender
Beschluß gefaßt. Der Honigertrag der vereinseigenen Bienenvölker und der durch Sammlung unter den
Mitgliedern anfallende Honig wird in den Schulen an die Kinder, die wegen Tuberkulose Milch und Brot
erhalten, täglich verteilt. Zur Sammlung erbot sich Mitglied Johann Merz in dankenswerter Weise
freiwillig bereit und erzielte nahezu einen Zentner Honig." (BB, S. 43).
Am 12. April 1931 wurde innerhalb des Reichswaldimkerverbandes Nürnberg eine Züchtergruppe
gebildet und darin der Zeidlerverband Erlangen aufgenommen (BB, S. 92).
Über die Versammlung am 13.12.1931 berichtet die Bayerische Biene (S. 71): Mitgliederzahl 54, davon
6 Ehrenmitglieder, alle treiben Bienenzucht, 45 lesen Zeitung; Völkerzahl: 648 Kästen, meist Zander
(80%), 20 Körbe. Das Bienenjahr 1931 war schlecht, Ertrag je Volk 8-10 Pfund Honig. Dr. Lautner ist
auch Bezirksseuchenwart. Auch heuer konnten, besonders durch das Entgegenkommen von Prof. Zander,
lungentuberkuloseverdächtige Kinder mit Honig in der Schule bedacht werden. Das Bezirksamt Erlangen
gab trotz der schlechten Finanzlage in dankenswerter Weise einen Zuschuß. Vortrag von Dr. Anton
Himmer, Landesanstalt, über die Bekämpfung der Waldschädlinge durch Arsenpräparate und die Wirkung
auf die Bienenzucht.
Weitere Einblicke in jene wirtschaftlich schweren Jahre gibt die Jahreshauptversammlung am 04.12.1932
(BB. 1933, S. 21): die neu angeschaffte Wachspresse vom Alexanderwerk wird an die Mitglieder
ausgeliehen. Zur Erleichterung des Zuckerankaufs wurde ein Sparkonto angelegt, auf das von den
teilnehmenden Mitgliedern monatlich 50 Pfennig je Volk eingelegt werden. Mitglied Ammon führte seinen
geschützten Zanderkasten mit leichtzugänglichen Baurahmen vor. Versammlungen finden jeden ersten
Samstag im Monat statt.
Über die Veränderungen 1933/34 und den Neuanfang nach 1945 wurde schon eingangs berichtet. Die
Bienenzeitungen durften ab 1934 keine Versammlungsberichte von Ortsvereinen mehr veröffentlichen.
Auch Eigenschriftgut aus der Zeit 1933 bis 1945 hat sich fast nichts erhalten.